Jane Tilden spielte Frau Werbelhoff


 

Biographie:

 

Jane Tilden wurde am 16. November 1910 als Marianne Wilhelmine Tuch in Aussig an der Elbe (heute Tschechische Republik) geboren.

 

Ihr Vater Karl Tuch hatte Musik studiert und wollte ursprünglich Kapellmeister werden. Durch den 1. Weltkrieg zerschlugen sich die Pläne, nach dem Krieg eröffnete er eine Buchhandlung mit Kunst und Musikalien, so dass Marianne schon als Kind mit Kunst im weitesten Sinne in Berührung kam; Mutter Maria war Modistin und führte ein Hutgeschäft. Die kleine Marianne wuchs in ihrer Geburtsstadt zusammen mit ihrem 1913 geborenen Bruder Walter auf, der später ein renommierter Kameramann wurde. Ihre Schwester Elisabeth erblickte 1920 das Licht der Welt.

 

Schon früh interessierte sich Marianne für das Theater, meldete sich selbst vom Schulunterricht im Gymnasium ab, weil sie Schauspielerin werden wollte, wurde aber von ihrem Vater für zwei Jahre in eine Klosterschule in Karlsbad gesteckt. Doch sie gab den Plan, auf der Bühne zu stehen, nicht auf. Nach einem Gesangs- und Tanzstudium absolvierte sie zwar noch einen Handelskursus in England, entschied sich dann aber endgültig für die Bretter, die die Welt bedeuten.

 

Als Bewunderin des Tennisspielers William "Big Bill" Tilden, der in den 20er Jahren zu den berühmtesten Spielern zählte, gab sie sich den Künstlernamen Jane Tilden und debütierte Anfang der 30er Jahre in ihrer Heimatstadt an der Seite von Paula Wessely und Siegfried Breuer in dem Stück "Coeur Bube" von Jacques Natanson.

 

Es folgten Engagements an einigen Provinztheatern und Bühnen in Prag und Hamburg, 1934 kam Jane Tilden an das Wiener Volkstheater. Noch im gleichen Jahr folgte sie einem Ruf Max Reinhardts an das "Theater in der Josefstadt", dessen Ensemble sie bis 1944 angehörte.

 

Nach dem 2. Weltkrieg gab sie bis Ende der 60er Jahre Gastspiele, vor allem an den Münchner Kammerspielen. Von 1957 bis 1978 war die Künstlerin Mitglied des Wiener Burgtheaters. Daneben brillierte sie unter anderem am Zürcher Schauspielhaus, bei den Salzburger Festspielen sowie bei zahlreichen Tourneen durch Österreich, die Schweiz, Deutschland, Finnland, die Niederlande, Belgien, Japan, die USA und Israel.

 

Zum Film kam Jane Tilden Mitte der 30er Jahre und gab ihr Leinwanddebüt 1936 mit der winzigen Rolle eines Stubenmädchens neben Johannes Heesters und Sybille Schmitz in Karl Hartls "Leuchter des Kaisers". Nach "Hannerl und ihre Liebhaber" (1936, mit Olly von Flint) folgten rasch größere Aufgaben, auch wenn es nie die ganz große Hauptrolle sein sollte. Mit Attila Hörbiger und Paula Wessely stand sie für Géza von Bolvárys Melodram "Spiegel des Lebens" (1938) vor der Kamera und zeigte mit dem Lied "Lach' a bissl, wein' a bissl", dass sie durchaus auch gesangliche Qualitäten zu bieten hatte. 

 

Auch im Nachkriegsfilm konnte sich Jane Tilden erfolgreich behaupten, spielte beispielsweise 1953 das Fräulein Andacht in Thomas Engels Kästner-Verfilmung "Pünktchen und Anton", 1956 die Gräfin Reichenbach in Franz Antels "Kaiserball" oder war 1960 mit Heinz Rühmann in Axel von Ambessers "Der Brave Soldat Schwejk" zu sehen.

 

Seit Anfang der 60er Jahre bot das Fernsehen Jane Tilden ein weiteres Betätigungsfeld, sie wirkte in zahlreichen TV-Produktionen mit und spielte wie auf der Bühne oft tragische, zwielichtige und sehr hintergründige Damen, die mit durchtriebenem Humor das Publikum auf ihre Seite zogen.

 

Ungeheure Popularität erlangte die Schauspielerin 1965 als Mutter Anna Buchner an der Seite von Hans Söhnker in der Serie "Der Forellenhof", Gastauftritte in beliebten Krimiserien wie "Der Kommissar", "Derrick" oder "Tatort" gehören ebenso zur TV-Filmografie wie Auftritte in anderen publikumsträchtigen Quotenrennern, etwa "Der Landarzt".

 

Als Frau Werbelhoff begeisterte Jane Tilden in der erfolgreichen ZDF-Serie "Diese Drombuschs" in den Jahren 1985 – 1994 in 22 Folgen das Publikum.

 

Zuletzt sahen die Fernsehzuschauer die Schauspielerin als Frau Prof. Almoslino in Bernd Fischerauers Komödie "Nicht mit uns" (2000) auf dem Bildschirm.

Jane Tilden war von 1935 bis 1939 mit ihrem Kollegen Erik Frey verheiratet. 1939 ehelichte sie den Komponisten Alexander Steinbrecher, wenig später wurde Tochter Franziska geboren. 1946 heiratete die Schauspielerin in dritter Ehe den britischen Exportkaufmann Major Sidney John Blackburne, mit dem sie bis zu dessen Tod im Jahre 1955 zusammenlebte; die gemeinsame Tochter Jane Antoinette wurde im September 1947 geboren.

Anlässlich ihres 90. Geburtstages wurde Jane Tilden im November 2000 für ihre Leistungen mit dem Österreichischen "Ehrenkreuz für Wissenschaft und Bildung 1. Klasse" ausgezeichnet.

 

Jane Tilden, die zu den bedeutendsten Film- und Theaterpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts gehörte, verstarb am 27. August 2002 wenige Wochen vor ihrem 92. Geburtstag in einem Pflegeheim im österreichischen Kitzbühel. Sie wurde auf dem Ortsfriedhof in Kitzbühel beigesetzt.

Filmografie:

 

1936 - Die Leuchter des Kaisers – Kinofilm – als Stubenmädchen

1936 - Konfetti – Das lustige Abenteuer – Kinofilm – als Verkäuferin Franzi

1936 - Blumen aus Nizza – Kinofilm – als Christl Niedermeyer

1936 - Hannerl und ihre Liebhaber – Kinofilm – als Mizzi

1938 - Spiegel des Lebens – Kinofilm – Liesl Janisch

1938 - Der Blaufuchs – Kinofilm – als Lisi

1940 - Ein Leben lang – Kinofilm – als Magd Poldi

1940 - So gefällst Du mir – Kinofilm – als Didi

1941 - Hauptsache glücklich! – Kinofilm – als Liselotte/Daisy

1941 - Oh, diese Männer – Kinofilm – als Franzi
1942 - Brüderlein fein – Kinofilm – als Louise Gleich
1943 - Zwei glückliche Menschen – Kinofilm

1943 - Die kluge Marianne - Kinofilm

1944 - In flagranti – Kinofilm

1944 - Glück bei Frauen – Kinofilm – Lucie Martini

1950 - Cordula - Kinofilm

1950 - Seitensprünge im Schnee – Kinofilm – Susanne Schmächtig

1953 - Ich und meine Frau – Kinofilm – als Elli Noak

1953 - Pünktchen und Anton – Kinofilm – als Fräulein Andacht

1953 - Das Früchtchen – Kinofilm – als Ilse Strux

1954 - Das verliebte Haus – Kinofilm – als Lydia

1954 - Bruder Martin – Und der Himmel lacht dazu – Kinofilm – als Stanzi

1955 – Drei Männer im Schnee – Kinofilm

1955 - Oberwachtmeister Borck – Kinofilm – als Bety Staade

1955 - Heimatland - Kinofilm

1956 - Viele kamen vorbei – Kinofilm – als Frau Kirchner

1956 - Hilfe, sie liebt mich – Kinofilm – als Katja

1956 - Liebe, Schnee und Sonnenschein - Kinofilm

1956 - Lumpazivagabundus – Kinofilm

1956 - Kaiserball – Kinofilm – als Gräfin Reichenbach

1957 - Keine Zeit für schwache Stunden (Österreichischer Titel: Eva küsst nur Direktoren) – Kinofilm – als Frau Chlestek

1957 - August, der Halbstarke – Kinofilm

1957 - Mrs. Cheneys Ende – TV-Film

1957 - Vier Mädels aus der Wachau – Kinofilm – als Rosina

1957 - Wien, du Stadt meiner Träume – Kinofilm – als Klara von Trotum

1958 - Der veruntreute Himmel – Kinofilm – als Frau Fleissig

1960 - Meine Nichte tut das nicht – Kinofilm 

1960 - Der wahre Jakob – Kinofilm – als Frau Struwe

1960 - Der brave Soldat Schwejk – Kinofilm – als Hausmädchen

1960 - Das Kamel geht durch das Nadelöhr – TV-Film  - als Frau Peschta

1961 - Der Schwierige – TV-Film

1961 - G’Schichten aus dem Wienerwald – TV-Film – als Valerie

1961 - Was macht Papa denn in Italien? – Kinofilm – als Therese Hanselmann

1962 - Romanze in Venedig – Kinofilm – als Bettina

1963 - Das alte Hotel – TV-Serie – als Frau von Wollinger

1963 - Don Juan kommt zurück – TV-Film – als Mutter

1964 - Geschichten aus dem Wienerwald – TV-Film

1965 - Radetzkymarsch – TV-Film – als Frau Kathie

1965 - Die eigenen vier Wände – TV-Film – als Frau Regenberg

1965 - 1966 - Der Forellenhof – TV-Serie – als Anna Buchner

1966 - Django – Schwarzer Gott des Todes – Kinofilm – als Johnny’s Mutter

1966 - Die italienische Nacht – TV-Film – als Adele

1967 - Der Lügner und die Nonne – Kinofilm – als Mrs. von Schicketanz

1967 - Das Rasthaus der grausamen Puppen – Kinofilm – als Wanda Twaddle

1967 - Ich möchte Mjussow sprechen – TV-Film – als Sonja Dudkina

1969 - Ein Mädchen für alles – TV-Film – als Sabine Carlier

1969 - Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh – Kinofilm – als Frau Bronner

1970 - Die Zirkusprinzessin – TV-Film – als Carla

1970 - Luftsprünge – TV-Serie – Folge: „Auf Hochtouren“ – als Elisabeth

1970 – Das Kamel geht durch das Nadelöhr – TV-Film – als Frau Peschta

1971 - Wenn der Vater mit dem Sohne – TV-Serie – 2 Folgen: „Das liebe Geld“ & „Tante Rikki“ – als Tante Rikki

1971 - Die tollen Tanten schlagen zu – Kinofilm

1971 - Der Prokurator oder Die Liebe der schönen Bianca – TV-Film – als Tante Crescentia

1971 - Der Kommissar – TV-Serie – Folge: „Ein rätselhafter Mord“ – als Fräulein Heintze

1972 - Die Pfarrhauskomödie – Kinofilm – als Ambrosia

1972 - Der Graf von Luxemburg

1973 - Assignment Vienna – TV-Serie – Folge „There was an old woman“

1974 - Man spielt nicht mit der Liebe – TV-Film – als Fräulein Plüsch

1975 - Der Kommissar – TV-Serie – Folge: „Das goldene Pflaster“ – als Frau Kronheimer

1975 - Parapsycho - Spektrum der Angst – Kinofilm

1975 - Derrick – TV-Serie – Folge: „Pfandhaus“ – als Frau Bänker

1976 - Drei Wege zum See – TV-Film

1976 - Sonntagsgeschichten – TV-Film – als Frau Lazina

1976 - Derrick – TV-Serie – Folge: „Pecko“ – als Frau Lange

1976 - Fluchtversuch – Kinofilm – als Mrs. Holub

1977 - Liebesgeschichten und Heiratssachen – TV-Film – als Lucia Distel

1977 - Otto der Treue – TV-Film – als Wilma Wanorowski

1977 - Glückssachen – TV-Film

1979 - Miss – TV-Serie – Folge: „Miss et la montre de Mozart“ – als Gertrude

1979 - Geschichten aus dem Wienerwald – TV-Film – als Valerie

1981 - Stachel im Fleisch – Kinofilm – als Lotte

1982 - Das Traumschiff – TV-Reihe – Folge „Grenada“ – als Franziska Herrmann

1983 - In Zeiten wie diesen – TV-Film – als Dame im Flugzeug

1983 - Ringstraßenpalais – TV-Serie – als Sophie

1984 - Donauwalzer – TV-Film

1985 – „...Erbin sein – dagegen sehr“ – TV-Serie

1985 - Alte Sünden rosten nicht – TV-Film

1985 - Der Sonne entgegen – TV-Serie – als „Seine Frau“

1985 – Oliver Maass – TV-Serie – als Louise Maass

1985 – 1994 – Diese Drombuschs – TV-Serie – 22 Folgen – als Frau Werbelhoff

1986 - Ein Heim für Tiere – TV-Serie – Folge: „Ein relativ kleines Unglück“ – als Frieda Winter

1986 - Sommer in Lesmona – TV-Film

1987 - Der Landarzt – TV-Serie – 2 Folgen: „Eike greift ein“ & „Der Kräuterdoktor“ – als Annemaries Mutter

1987 - Das andere Leben – TV-Film – als Mutter

1990 - Regina auf den Stufen – TV-Serie

1990 - Roda Roda – TV-Serie

1990 - Hotel Paradies – TV-Serie – als Oma

1990 - Insel der Träume – TV-Serie – Folge: „Therapie für Tante Celia“ – als Celia

1994 – Kommissar Rex – TV-Serie – Folge: „Der Tod der alten Damen“ – als Valerie Bernhard

1995 – Großstadtrevier – TV-Serie – Folge: „Heidehonig“ – als Emmi

1995 – Tatort – TV-Riehe – Folge: „Die Freundin“ – als Oma Hubalek

1996 – Alte Liebe – neues Glück (Österreichischer Titel: Hofrat Geiger) – TV-Film

1998 – Die 3 Posträuber – Kinofilm – als Alice

1999 - Schloßhotel Orth – TV-Serie – Folge: „Der Märchenprinz“

2000 - Nicht mit uns – TV-Film – als Frau Professor Almoslino

 

Auszeichnungen:

 

2001 - Österreichisches "Ehrenkreuz für Wissenschaft und Bildung 1. Klasse"

2006 - Benennung einer Straße in Wien-Floridsdorf in "Jane-Tilden-Gasse"

 

Homepage:

 

Gedenkseite für Jane Tilden